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 Tacheles 

Friedrichstraße 110, 10117 Berlin

Einer der ersten Clubs für elektronische Tanzmusik im Osten war die Ständige Vertretung, die sich in den Kellern unter dem Art House Tacheles befand. Dieser Ort wurde im Februar 1990 von einer Gruppe Australier eröffnet, die die Ruinen des Kellers des ehemaligen AEG-"House of Technology" in dem, was damals eine Temporäre Autonome Zone auf der Oranienburger Straße war und heute nicht mehr existiert, freilegten.

Das Art House Tacheles, benannt nach einer Künstlerinitiative, galt von 1990 bis zu seiner Schließung im Jahr 2012 als das Zentrum der alternativen Kunst in Berlin. Gebaut zwischen 1907 und 1909 mit den modernsten Stahlbetonbautechniken der Zeit, beherbergte das Gebäude mehr als 100 Geschäfte und Unterhaltungsstätten. Ab 1928 wurde es von AEG als "House of Technology" genutzt. Nach dem Krieg wurde das stark beschädigte Gebäude nur teilweise repariert.

In den 1970er Jahren wurde das "Camera"-Kino, das von der nationalen Filmothek betrieben wurde, dort eingerichtet. Kinoliebhaber aus Ost-Berlin konnten dort filmische Schätze entdecken, die selten in den Kinos der DDR gezeigt wurden. Das Gebäude verfiel jedoch allmählich, und das "Camera"-Kino zog um. Der Abriss des restlichen Gebäudes war für 1990 geplant.

Im Februar 1990 besetzten Hausbesetzer das Gebäude und verhinderten so seinen Abriss. In den folgenden Jahren wurde das Kunsthaus Tacheles zu einem Symbol für experimentelle Produktion und zu einer Institution der alternativen Kulturszene, die Aktivisten aus der ganzen Welt anzog. Die Außenwände waren mit monumentalen Wandmalereien verziert, der Hof beherbergte Stahlskulpturengärten, und die Treppen und Flure waren mit Graffiti, Plakaten und Aufklebern bedeckt. Es wurden Aufführungen und Kunstausstellungen von Künstlern verschiedener Nationalitäten organisiert, darunter Gruppen wie Spiral Tribe und Mutoid Waste Company.

Das Gebäude beherbergte etwa dreißig Ateliers, Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst, ein Kino, Bars, einen Club und große Räume für Theateraufführungen. Um in den Club zu gelangen, musste man eine Tür passieren und eine Treppe zwischen den Trümmern hinabsteigen. Die Tänzer, die je nach Abend einem speziellen Dresscode entsprechend extravagant gekleidet waren, trugen weder Plateauschuhe noch reflektierende Westen. Dieser Club wurde zum Hotspot des Ostens. DJs wie Dr. Motte und andere damals außerhalb Berlins wenig bekannte Figuren der Berliner Szene legten dort auf.

Die Betreiber des Clubs zapften Strom aus dem Nachbargebäude an. Einige alte Fernseher flackerten, und es gab wenig Sitzplätze, da der größte Teil des Raums der Tanzfläche vorbehalten war.

Das Gebäude mit seinem 1.250 m² großen Grundstück und seiner zentralen Lage erregte jedoch das Interesse von Investoren. Es wurde 1998 für knapp unter 3 Millionen Mark verkauft. Den Künstlern, die sich in einem Verein organisiert hatten, gelang es, mit dem neuen Eigentümer einen zehnjährigen Mietvertrag bis zum 31. Dezember 2008 abzuschließen und so diesen Berliner Schatz für eine Weile zu bewahren.

Da keine Einigung mit dem Eigentümer über eine Vertragsverlängerung erzielt werden konnte, besetzten die Künstler das Gebäude in den folgenden Jahren erneut und verwalteten es. Im September 2012 wurden die Besetzer schließlich geräumt und der Ort unter Protesten geschlossen.

Heute wurde das Gebäude renoviert und beherbergt nun verschiedene Gebäude mit Büros, Wohnungen und Künstlerateliers.